Gretchen zu Faust: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“
Die Gretchenfrage begleitet mich seit... ja seit wann? Unbewusst wohl schon lange, ich habe meine Fragen nur lange nicht als religiös eingestuft. Bewusst seit dem Tag, als der Philosophieprofessor uns den ontologischen Gottesbeweis des Anselm von Canterbury gelehrt hat. Gott beweisen? Absurd! Darüber wollte ich mehr wissen und schrieb mich nach längerem Ringen für Theologie ein.
Würde mich Gretchen heute fragen, würde ich folgende Geschichte erzählen:
Zwei Rabbiner sitzen abends zusammen und diskutieren, ob Gott existiert oder nicht. Nach stundelanger Auseinandersetzung einigen sie sich darauf, dass Gott nicht existiert und gehen schlafen. Am nächsten Morgen schläft der eine Rabbi aus, während der andere wie jeden Morgen draussen das Morgengebet verrichtet. Als sein Freund das sieht, fragt er ganz erstaunt: "Weshalb betest du denn? Wir sind doch gestern zum Schluss gekommen, dass Gott nicht existiert." Darauf erwidert sein Freund: "Was hat das denn mit Gott zu tun?"
Die Suche nach Antworten auf die Frage nach Gott überfordert mich manchmal. Dann kann ich nichts sagen. Nicht ob, nicht wo und nicht wie. Das Wort Gott wird zur Überforderung.
Was bleibt, ist das Suchen. "Sucht das Heilige, damit ihr lebt!" So steht das in der Bibel, beim Propheten Amos.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen