Gestern lag ich flach. Hexenschuss. Eine falsche Handbewegung nach dem Aufstehen und zack!! rammt es mir ein Schwert zwischen das rechte Schulterblatt und die Wirbelsäule. Unter Schmerzen konnte ich mir gerade noch die Haare fönen und Klamotten überziehen, um mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Supervision zu gehen. Meine Sinne waren leicht verklärt, weshalb meine grossartigen Selbstreflexionen wohl etwas leicht Verwirrtes an sich hatten. Aber ich habe zwei Stunden durchgebissen.
Dann lag ich den ganzen Tag im Bett. Stocksteif auf dem Rücken zu liegen war noch die einzig mögliche Körperhaltung. Das ist totaaaal langweilig. Über Nacht ging der Hexenschuss weg. Zurück blieb eine Totalverkrampfung des Nackens.
Computer ging gar nicht. Deshalb liess ich für den Konfirmationsunterricht meine ganze Kreativität walten und habe passend zum Thema ein Kirchenjahr gemalt. Gerade als ich so richtig in Fahrt kam und mit bunten Farben (Neocolor! Ich liebe Neocolor!) die verschiedenen Zyklen und Feste hervorheben wollte, kam mein Lehrpfarrer rein.
Ich: Schau, voll schön! - Er: Das kann man in der Grösse im Fall auch ausdrucken lassen.
Wir sind ein gutes Team.
Noch vor Beendigung des Kreativprozesses begleitete ich meinen Lehrpfarrer zum Friedhof. Das Sitzen in der Abdankungshalle war für mein Rücken eine Tortur. Doch nirgends lernt man so viel, wie bei Abdankungen. Es berührt mich immer wieder sehr, wie wichtig dieses Ritual für die Hinterbliebenen ist, welch grosses Vertrauen einer Pfarrperson hier entgegen gebracht wird und welche Last der Verantwortung damit auf der Liturgin liegt. Es erinnert mich an meine eigenen Momente des Abschiednehmens. Eine Abdankung kann so viel geben! Und sie kann so viel zerstören. Ich habe riesengrossen Respekt vor dieser Aufgabe, die auch noch auf mich zukommen wird.
Danach haben wir in der Kirche zwei Stunden Abendmahl geübt. Ja, das tut eine Vikarin: nachmittags in der Kirche das Abendmahl einüben. Vielleicht haben Sie ja Glück und treffen mal einen von uns beim Kelch-Hochalten und Luftbrotbrechen an.
Der Konf-Abend war übrigens super. Ich habe mich selber dabei überrascht, wie kraftvoll ich die Bedeutung der christlichen Theologie rüberzubringen im Stande bin. Ich schulde meiner Leserschaft während der Adventszeit definitiv einen Eintrag über die politische Sprengkraft des Christentums.
Doch das hält mein Rücken heute Abend nicht mehr durch.
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