Dienstag, 5. Januar 2016

Gedanken zum Drei-Weisen-Tag

Wie eine Verheissung, ein Versprechen liegt das neue Jahr vor uns. Und wie jeder Jahresanfang bringt auch dieses Jahr wieder Hoffnungen und Träume zum Vorschein, die irgendwo vergraben lagen. Wir erinnern uns an die Dinge, die wir gerne verändert hätten und an die unerfüllten Träume, in der Hoffnung, dass sie sich dieses Jahr verwirklichen.

Wir Menschen sind ja ständig auf der Suche. Wir schauen entweder zurück oder nach vorne, wünschen uns die Vergangenheit zurück oder die Zukunft herbei. Dabei bleibt kaum Zeit für die Gegenwart. Aber genau da spielt sich doch das Leben ab: in der Gegenwart. Die Gegenwart ist auch der Ort Gottes, Gott Immer-Schon-Da, die uns immer schon gefunden hat. In jedem Augenblick präsent. Erst wenn wir in der Gegenwart leben, geben wir Gott eine Chance, uns zu finden. Deshalb lasst uns an diesem Jahresanfang doch einfach mal die Gegenwart willkommen heissen, das Da-Sein, den Lebensatem, der uns ständig durchfliesst, uns zu lebendigen Menschen und uns alle gleich macht: Abbild des Göttlichen, Du, Ich, ob Christin oder Muslima, ob Jude oder Atheist, ob Mann oder Frau oder Transgender, ob In- oder AusländerIn.

Wir denken oft, wenn wir uns nur fest genug anstrengen, dann werden wir Gott finden. Aber es ist doch genau umgekehrt: Gott ist immer schon da, wir müssen uns nur finden lassen. 

Karl Barth hat gesagt: "Es gibt wohl eine Gottlosigkeit des Menschen, aber es gibt keine Menschenlosigkeit Gottes."

Weihnachten ist vorbei, der ganze Rummel, die Aufregung. Am Drei-Königs-Tag haben wir endlich Zeit uns Gedanken zu machen, was die Weihnachtsbotschaft eigentlich bedeutet. Wir können uns in aller Ruhe der Krippe zuwenden, so wie die drei Weisen. Es wird wieder ruhiger. Wir denken wieder in Wochentagen. Gott ist Gegenwart geworden, ist Mensch geworden. Gott ist im Hier und Jetzt. Lasst uns in die Fussstapfen der drei Weisen treten und dieses Kind in der Krippe betrachten. Viel mehr müssen wir eigentlich gar nicht tun. Oder wie es in Jeremiah heisst: "Niemand muss dann noch seine Nachbarn belehren oder zu seinen Geschwistern sagen: 'Lerne Gott kennen!' Denn alle werden schon wissen, wer ich bin, von den Geringsten bis zu den Vornehmsten." (Jeremiah 31,33)

Wenn wir bei uns sind und uns Zeit für die Gegenwart nehmen, Da sind, dann setzen wir Ressourcen frei, um uns unseren Mitmenschen zuwenden zu können. Der Weg zum Frieden: uns dem Kind in der Krippe zuwenden, wie Gott zu Menschen werden, und dadurch andere Menschen Mensch werden lassen.

Ein gutes neues Jahr!

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