Freitag, 2. September 2011

Küsse im Kirchenkeller


Die Betriebskommission betrachtet die neue Leinwand in der Kirche. 

Die Kommission ist verantwortlich für den Unterhalt der Kirchengebäude und Umgebung und für das Budget der ökumenischen Gemeinde. 

Vorplatz gejätet?

Kaputter Lampenschirm ersetzt?

Kanal gereinigt?

Oder soll der Lampenschirm doch lieber nicht ersetzt werden, dass die KonfirmandInnen ungestört im Kirchenkeller küssen können? 




Dienstag, 30. August 2011

Some pictures


The church where I work - The ecumenical parish of Halden in St.Gallen


Check out the solar roof!


 My main job: Making the Mass wine.


Montag, 29. August 2011

Sylvester und Studentenfutter

Kaum drehe ich den Schlüssel im Schloss, höre ich seine tatzigen Schritte im Gang. Sylvester starrt mich mit grossen Augen an. Er wartet wahrscheinlich schon seit zwei Stunden auf die allabendliche Fütterung. Es kann kaum der Wunsch einer Katze sein, von einer Vikarin gehütet zu werden, denn die Fütterungszeiten sind denkbar chaotisch. Doch Sylvester ist zum Glück ein geduldiger Kater. Noch bevor ich meine Jacke ausziehen und meine Tasche ablegen kann, fülle ich seinen Futtertrog und der Hungrige stürzt sich sogleich über die braunen Knabberli.

Auf die Raubtierfütterung folgt meine eigene Fütterung. Vorhin, während dem Taufgespräch hat mein Magen plötzlich laut geknurrt - mitten in einer Gesprächspause! Wie peinlich... Projekt Nummer 1: Die Ernährung dem Tagesablauf anpassen und immer eine Tüte Studentenfutter im Gepäck haben. Nach dem Taufgespräch um 17:30, das fast zwei Stunden gedauert hat, war der Abend denn auch noch lange nicht zu Ende. Die nächste Station war die Sitzung des Sozial- und Umweltforums (SUFO). Das SUFO, von meinem Lehrpfarrer Andreas vor einigen Jahren ins Leben gerufen, findet einmal jährlich statt und wird von jungen Erwachsenen im Alter von ca. 18-30 Jahren geleitet - Lehrlinge, SchülerInnen und StudentInnen. Nächstes Jahr wird am 11./12. Mai wieder debattiert, gefeiert und demonstriert. Für mehr Informationen:

www.sufo.ch  (Übrigens, wenn jemand aus meiner Leserschaft gerne mitwirken würde, es werden noch Leute gesucht... Bitte melden!)

Die SUFO-Leute hatten zum Glück Verständnis für so viele tierische und menschliche knurrende Mägen und liessen mich vor Ende der Sitzung ziehen. Während ich diesen Blog schreibe, brutzeln die englischen Schweinswürste in der Pfanne vor sich hin. Ich lasse im Schnelldurchlauf noch einmal Revue passieren, wem ich heute alles die Hand geschüttelt habe: den Schülern und Schülerinnen des Notker Schulhauses, der Mutter und den Paten des zweijährigen Täuflings, den Bürokolleginnen, einigen Nachbarn und den engagierten SUFO OrganisatorInnen. Für eine solch abwechslungsreiche Arbeit verschiebe ich das Essen gerne hin und wieder auf später - ob das Sylvester auch so sieht, wage ich jedoch zu bezweifeln.




Freitag, 26. August 2011

Flyer für Alexacrash


alexacrash - so heisst das neueste werk meiner schwester alexandra. in der galerie hafner in st.gallen war heute vernissage.





Beim Abendessen:

"Wenn gseht mä di eigentlich mol in action?" - "Ha am zweite Oktober min erschte Gottesdienscht." - "Ou, denn hani scho ä Party..." - "Am halbi elfi am Morge?" - "äh, aha... nai, nai, am Morge chani."

("Wann sieht man dich eigentlich mal in Aktion?" - "Habe am zweiten Oktober meinen ersten Gottesdienst." - "Oh, dann habe ich schon eine Party..." - "Um halb elf Uhr morgens?" - "Aha, nein, nein... am Morgen kann ich.")


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Eine halbe Stunde später:

"Wenn hesch du din erschte Gottesdienscht?" - "Am zweite Oktober." - "Chasch mer än Flyer schicke?"

("Wann hast du deinen ersten Gottesdienst?" - "Am zweiten Oktober." - "Kannst du mir einen Flyer schicken?")





Unspektakulär

Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch und organisiere mich und mein Vikariat. Als Kind nannten wir das "Büro spielen". Kommt mir immer noch ein bisschen so vor.

Heute Nachmittag habe ich Besprechung mit meinem Lehrpfarrer. Da geht es gewissermassen darum, die Agenda zu füllen: Gottesdienste und Unterrichtseinheiten festlegen, Lernziele formulieren und Ferien planen. Die Arbeitswoche einer Vikarin ist vielversprechend abwechslungsreich! Das macht mir schon jetzt Spass an dieser Arbeit, bevor ich sie richtig angefangen habe: Dass jeder Tag irgendwie anders daherkommt und einen täglich ungeahnte Begegnungen erwarten.

Das ist jetzt schon ziemlich unspektakulär, oder? Aber auch das Unspektakuläre soll hier seinen Platz haben. Es hat was Beruhigendes.

Mittwoch, 24. August 2011

Mein erster Arbeitstag


Hassan lebt im Container. Der Container steht am Rande von Mels, einem kleinen Dorf bei Sargans, im Heidiland, wo die Schweiz eine Karikatur ihrer selbst ist. Der Container misst etwa 7x2 Meter. Darin gibt es acht Schlafplätze, wackelige Pritschen, die in einem Ferienlager für Schweizer Kinder wohl kaum zulässig wären. Gerade vor einigen Tagen hat der Leiter des Sozialamtes Hassan und seinen zwei Mitbewohnern das Aufladegerät fürs Mobiltelefon weggenommen. Braucht zuviel Strom. Das passiert nun schon zum dritten Mal, und jedes Mal muss der Gemeindepräsident persönlich eingeschaltet werden, damit Hassan seine Habe zurückkriegt. Dabei kriegen die Container-Bewohner Unterstützung von Freiwilligen des Solidaritätsnetzes Ostschweiz.

Unter der brütenden Augustsonne stehen wir auf dem grossen Kiesplatz vor dem Container um eine grosse Holzplatte herum, die auf zwei Hockern steht. Andreas Nufer, mein Lehrpfarrer, und die Mitglieder des Soldaritätsnetzes Ostschweiz haben den Tisch gedeckt. Wir teilen Brot und Wasser. Der Reihe nach stellen wir uns vor, aus Afghanistan, Iran, Somalia oder der Schweiz kommend. Die anwesende Journalistin macht Notizen. Morgen soll diese Aktion in den Medien präsent sein.

Wir sind nach Mels gekommen, um eine Petition an die Bundespräsidentin nach Bern zu schicken. Gleichzeitig werden rund 300 Begleitbriefe an alle ParlamentarierInnen geschickt, die das Anliegen der Petition erklären: Dass die Nothilfe nach Nichteintretensentscheid auf ein Asylgesuch abgeschafft wird und diejenigen Menschen, die trotz negativem Entscheid in der Schweiz bleiben müssen, unter menschenwürdigen Umständen leben können. Das heisst konkret: Das Recht zu arbeiten, das Recht zu heiraten und das Recht auf eine existenzsichernde Sozialhilfe wieder einzuführen... im Einklang mit der Menschenrechtskonvention. Der Melser Poststempel verleiht der Aktion symbolischen Charakter und würdigt die Bewohner des Containers.

Menschen wie Hassan leben von 8 Franken "Nothilfe" pro Tag, teilweise seit über 10 Jahren. In der Schweiz haben sie kein Anrecht auf Asyl, doch sie haben keinen Ort auf der Welt, wo sie hingehen könnten. Sie sind vom Goodwill des Gemeindesozialamtes abhängig. Mels ist ein Negativ-Beispiel, wie Menschen in Notlagen mit Füssen getreten werden. Der Container ist eine äusserst dürftige Unterkunft. Kochgelegenheiten gibt es keine - nicht erlaubt. Der Leiter des Sozialamtes bestimmt willkürlich über den Besitz der Bewohner. Privatsphäre gibt es keine. Geheizt wird nur wenige Stunden am Tag. Doch das ist heute nicht das Problem. Es ist brütend heiss im Container. Bei Aussentemperaturen von 35 Grad gleicht der Raum einer Sauna. Hassan hat die letzten Nächte kaum geschlafen. Nach spätestens einer Stunde Schlaf weckt ihn die Hitze und er geht nach draussen, dreht seine Runden durch das tiefruhige, ausgestorbene Dorf, in der Hoffnung, vielleicht doch noch einmal etwas Ruhe zu finden.


http://www.solidaritaetsnetz.ch/