Auf dem Weg zum grossen, silbrigen Müllschlucker, gleich neben der Tonhalle, kam ich an den blinkenden und duftenden Stände des Olma-Jahrmarktes vorbei. Für einen Franken schnauste ich ein Erpeeri aus roter Zuckermasse, so eines, wie ich als Kind von meinen Eltern bekam. Zweimal im Jahr, anlässlich des Jahrmarktes. Als Teenager kaufte ich mir das Erpeeri dann selber, aus meinem Taschengeld, oder liess es mir von einem Buben schenken, der ein bisschen in mich verknallt war. Das war nur meistens nicht derjenige, den ich haben wollte - oder vielleicht doch? Besonders an der Olma wechselte der Herzbube im Stundentakt.
Teenager-Liebe. Rückblende. Meinen ersten Kuss habe ich meinem Konfirmationspfarrer zu verdanken. Zarte fünfzehn Jahre, im Konfirmandenlager, bekam ich jedes Mal Herzpöpperln, wenn der 17-jährige Hilfsleiter mich ansah. Er hiess Sämi und ich konnte das Gefühl nicht einschätzen. Deshalb fand ich ihn blöd und war richtig fies zu ihm. Der Konfirmationspfarrer aber (der hiess Sigi), der hat meine emotionale Innenwelt richtig interpretiert und ein ernstes Wörtli mit mir und mit Sämi geredet. Er vermutete nämlich, dass wir uns nicht doof fänden, sondern eher ganz flott. So kam es zum ersten Kuss am Lagerfeuer, während Sigi die Klampfe schlug und die anderen "Das alte Haus von Rocky Tocky" johlten. Die Konfirmationsliebe hielt drei Wochen. Der Sämi hat es sogar zum Abendessen zu meinen Eltern geschafft. Es gab Hähnchen.
Das kirchliche Trauma blieb mir wahrscheinlich deshalb erspart. Der Konfirmationsunterricht hat mir in solch komplizierten Dingen wie der pubertären Gefühlswelt den Weg gewiesen. Im Vergleich zu Schule und Elternhaus eine eher progressive Grundhaltung...
Eigentlich wollte ich nur schnell den Müll rausstellen.
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