Wortreich.
Wort-reich.
Theologie ist das Reich des Wortes.
Nach sechs Jahren Studium kann der Theologe/die Theologin mit viel Trara einen Bibeltext analysieren und interpretieren. Diese Analyse und Interpretation (in der Theologie auch Exegese genannt) ist meist auf Papier gefasst, findet ihren Weg im besten Fall in die Universitätsbibliothek, oftmals aber in den Mülleimer des Professors. Phantasievoll und voller Tatendrang lesen TheologInnen die Bibelworte mit neuen Augen und setzen sie in ihre Lebenswelt hinein.
Doch das Wort bleibt auf dem Blatt.
Und das Blatt kommt vor die Gemeinde.
Und da soll das Wort laut gelesen werden. Oje!
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An diesem Punkt setzen Prof. Martin Nicol und Romina Rieder aus Erlangen ein, die uns an die Kunst des Predigens heranführen. Die Reihenfolge des Predigschreibens wird umgedreht. Statt wie bisher zum hebräischen oder griechischen Urtext zu greifen und eine fundierte Exegese zu erarbeiten, sollen wir die Bibelworte erst einmal sprechen, phrasieren und dramatisch, rituell oder ermahnend inszenieren, dem eigenen Wortlaut lauschen und die Hände beim Gestikulieren beobachten.
Es passiert Erstaunliches! Zu zwölft inszenieren wir innerhalb von 30 Minuten den Philipper-Hymnus. Die szenische Darstellung entwickelt eine erstaunliche Kraft. Ich finde einen unmittelbaren Zugang zum Text, zu der mysteriösen Sprache, die heute so schwer zu verstehen ist, und habe dafür nicht einmal einen Kommentar aufschlagen müssen. Der kommt erst jetzt ins Spiel.
Jawoll, Spiel!
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